Porsche Taycan Turbo GT: Die hohe Kunst der Zurückhaltung

Wenn ein Porsche die Bezeichnung Weissach trägt, geht es im Regelfall nur um eines: maximale Performance auf der Rennstrecke. Das gilt auch für den bislang stärksten Serien-Porsche aller Zeiten – den Porsche Taycan Turbo GT. Mit einer Überraschung: Seine hochentwickelte Technologie macht ihn nicht nur schnell, sondern auch erstaunlich alltagstauglich. Unser Autor durfte im Porsche Taycan Turbo GT die hohe Kunst der Zurückhaltung in allen Facetten erfahren. 

Führe mich nicht in Versuchung. So heißt es in der wohl berühmtesten geistigen Gebrauchsanweisung der Menschheitsgeschichte, und eines gleich vorweg: Wir wollen uns heute an diesen Leitsatz halten. Freilich: Es wäre ein Leichtes zu erklären, dass der Porsche Taycan Turbo GT Weissach zu den schnellsten Fahrzeugen zählt, die sich derzeit auf Österreichs Straßen bewegen. Dass die 1.118 PS Maximalleistung und 1.340 Newtonmeter Drehmoment aus zwei Elektromotoren sich aberwitzig – um es schön zu formulieren –, oder ganz einfach respekteinflößend, markerschütternd und völlig irrsinnig anfühlen. Dass einem bei Beschleunigungswerten von 2,2 Sekunden von Null auf Hundert und 6,4 Sekunden von Null auf Zweihundert nicht nur die Spucke, sondern auch der Atem wegbleibt, im wörtlichen Sinne, man ringt nach Luft. Dass man sein Haupt beim Beschleunigen IMMER an den Sitz pressen sollte, weil man sonst mit der Diagnose „Peitschenschlagsyndrom durch Beschleunigung“ im Arztzimmer liegen könnte. Dass dieses Auto die fahrdynamische Benchmark für Elektroautos setzt – auf der Straße, auf der Rennstrecke, beim Einlenken, beim Bremsen, beim Beschleunigen. Und dass der Taycan Turbo GT in öffentlichen Gefilden schlicht und ergreifend nicht auszuwinden ist, weil man sich nach wirklich jeder Kurve im sprichwörtlichen Kriminal befände, und geradeaus sowieso. Kurz gesagt: Dieses Auto ist weit mehr als man braucht. Aber auch: Viel weniger Stress als man denkt.

In der Öffentlichkeit besser nicht von der Leine lassen: Die 1.118 PS des Porsche Taycan Turbo GT können Distanzen schneller überwinden, als einem oftmals lieb ist.

Tatsächlich ist es nämlich so: Der Porsche Taycan Turbo GT ist selbst mit Weissach-Paket ein Wolf und ein Schaf gleichermaßen. Vermutlich ist das angesichts seines zugespitzten Auftretens sogar die größte Überraschung: Dieses Auto kann nicht nur irrsinnig schnell, sondern auch sehr komfortabel sein – vierstellige Leistungsangaben hin oder her. Der Turbo GT führt uns nicht in Versuchung, er schult uns in der hohen Kunst der Zurückhaltung. Reserven haben, aber nicht prahlen damit – so in etwa.

Abgehoben ist der Taycan Turbo GT nur aus einer Perspektive: der technischen. Porsche hat für dieses Modell in die Vollen gegriffen – die Liste an Serienausstattungen ist länger als ein Essay, sie umfasst Features wie die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung Plus, eine Hinterachslenkung, das Porsche Torque Vectoring Plus, das formidable Porsche Active Ride Luftfahrwerk, das Sport Chrono Paket inklusive Attack Mode und Rundstreckenmodus und die Leichtbau Porsche Ceramic Composite Brake. Ja, all das klingt nach Rennwagen – die Wahrheit aber ist: Jedes Detail, das den Porsche Taycan Turbo GT schnell macht, macht ihn auf erstaunliche Art auch sanfter, zu der wohl souveränsten und unaufdringlichsten Art, sich mit über 1.100 PS durch die Zivilisation zu bewegen.

1.110 PS und trotzdem manierlich: Der Porsche Taycan Turbo GT kann das schnellste Auto auf der Straße sein. Oder ein charmanter Begleiter für den Wochenendausflug.

Ein leuchtendes Beispiel ist das Porsche Active Ride Fahrwerk. Die Dämpfer können nach Bedarf Zug- und Druckkräfte an jedem Rad einzeln steuern, was nicht nur bei groben Lastwechseln hilft, sondern auch, wenn man im Normal- oder Range-Modus über eine Bodenschwelle gleitet. Man fühlt defacto nichts. Gleichzeitig reduziert die aktive Wankstabilisierung Seiten- und Längskräfte, wodurch der Taycan beim Einlenken, Bremsen und Beschleunigen stets in seiner Mitte bleibt wie ein buddhistischer Mönch. Sogar den Begriff „Komforteinstieg“ definiert Porsche mit dem Active Ride Fahrwerk neu: Beim Öffnen der Türen springt der Taycan seinen Passagieren 55 Millimeter entgegen, um uns das Einfädeln in die Carbon-Vollschalensitze zu erleichtern. Selbst die sind gemessen an ihrem Ursprungszweck keine Qual, aber das nur am Rande.

Bodenkontakt: Das Active Ride Fahrwerk des Taycan Turbo GT passt sich der gewählten Gangart an. Zwischen Einstiegshöhe und Sport Plus Tiefe liegen 55 Millimeter.

Dass ein über 1.000 PS starkes Fahrzeug eine standfeste Bremse braucht, liegt auf der Hand. Und standfest ist sicherlich das treffendste Prädikat für die Porsche Ceramic Composite Brake, die mit ihren 420 Millimeter Scheiben an der Vorderachse und 410 Millimeter Scheiben an der Hinterachse ankert, dass einem die Gedanken stehen bleiben. Sie ist aber in einem weiteren Punkt eine Referenz: Beim sogenannten Brake Blending. Darunter versteht man einen möglichst nahtlosen Übergang zwischen Rekuperation und mechanischer Bremsung – im Taycan ist dieser nicht existent. Mitunter deshalb, weil der Turbo GT mit bis zu 400 kW rekuperieren kann, die mechanische Bremse braucht man im Alltag nur zum Anhalten. Für den Fahrer bedeutet das: Enorm feine Dosierbarkeit der Verzögerung, ein gleichmäßiges, rückmeldungsstarkes Pedalgefühl und maximale Energierückgewinnung im Normalverkehr.

Eine Bremse im Felgenformat: 420 Millimeter messen die Ceramic Composite Brake Scheiben an der Vorderachse – das entspricht einem Durchmesser von 16,5 Zoll. Für den optimalen Pedaldruck sorgt ein gewaltiger 10-Kolben-Sattel in Victory Gold.

Typisch für Porsche: Die Lenkung ist ein Filetstück, das Wagyu Beef unter den sich drehenden Rädern. Die Präzision beim Einlenken ist erstaunlich, die Intensität der Rückmeldung formidabel – der Taycan Turbo GT fährt immer exakt dorthin, wo sein Fahrer es möchte. Die Vorderachse liegt derartig satt, dass man sich an deren Haftungsgrenzen nicht heranzutasten wagt, zumindest auf öffentlichem Boden. Zwischen Zuhause und Büro ist es auch die Wendigkeit des Taycan, die überrascht – der serienmäßigen Hinterachslenkung sei Dank. Der Wendekreis von 11,2 Metern ist eine Wohltat in der City und in engen Garagen – auch hier spreizt sich der stärkste jemals gebaute Straßen-Porsche zwischen Hypercar und Alltagswerkzeug wie kein anderes Fahrzeug.

Die Ruhe vor dem Sturm, oder der Sturm nach der Ruhe: Mit dem Attack Mode Drehregler lässt sich das Wesen des Porsche Taycan Turbo GT in seinen Grundfesten ändern.

Und dann ist da die Sache Verbrauch. Wer die irrsinnige Maximalleistung von 760 kW im Alltag als Reserve und nicht als Berufung versteht, kann den Taycan Turbo GT trotz des in Carbon gehaltenen Aero-Verbaus, trotz des großen Heckspoilers und trotz der Pirelli P Zero Trofeo RS Semislicks im Format 265/35 ZR 21 vorne und 305/30 ZR21 hinten, unter 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer bewegen. Das sind Verbrauchswerte, die man sonst von Kompaktwagen kennt – erreicht von einem Fahrzeug, das zum extremsten Kreise einer Marke gehört, die ganz grundsätzlich keine langsamen Autos baut.

18,8 Kilowattstunden Stromverbrauch pro 100 Kilometer bei 72,2 Kilometer Fahrstrecke. Nicht etwa in einem Kompaktwagen. In einem Fahrzeug, das in 2,2 Sekunden von Null auf Hundert beschleunigen und 305 km/h schnell fahren kann.

Insofern ist es wohl nicht vermessen zu sagen: Der Taycan Turbo GT ist nicht nur das stärkste, sondern auch das variabelste Fahrzeug, das Porsche jemals entwickelt hat. Denn bei aller Ruhe und Gelassenheit, bei all dem Komfort und dem geringen Verbrauch: Wenn man den Mode-Schalter in die Stellung Sport Plus hinüberklickt, wenn das Fahrwerk sich senkt und das Getriebe sich schärft, dann ist Schluss mit nobler Zurückhaltung. Dann hat man sich nach ganz oben gedreht in der Nahrungskette - dorthin, wo der Taycan Turbo GT nur noch sich selbst begegnen kann.

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