Auf dem Weg zum grünen Fahrzeug
Es ist leider ein normaler Tag für die freiwilligen Helfer der SEAQUAL INITIATIVE: Wieder haben sie Dutzende Säcke an Plastikmüll am Mittelmeerstrand eingesammelt. Eine tolle Aktion der Frauen und Männer in den weißen T-Shirts mit der Aufschrift „Together for a clean ocean“ („Gemeinsam für ein sauberes Meer“). Die Initiative belässt es aber nicht beim bloßen Mülleinsammeln: Das recycelte Plastik bildet die Basis für die Erzeugung von SEAQUAL YARN, einem Material, aus dem unter anderem die Sportsitze des neuen CUPRA Born hergestellt werden.
Recycling und Upcycling immer wichtiger
Es ist nur eines von vielen Beispielen aus dem Volkswagen Konzern, wie Fahrzeuge immer nachhaltiger werden – nicht nur hinsichtlich des Antriebs. Bei allen Konzernmarken spielen Recycling, also die Aufbereitung und Wiederverwertung von Rohstoffen, sowie Upcycling, die Umwandlung scheinbar nutzloser Abfallprodukte in neuwertige Stoffe, eine immer größere Rolle.
Antonino Labate ist stolz auf die Zusammenarbeit mit der SEAQUAL INITIATIVE: „Die Partnerschaft im Rahmen der Gestaltung der Sitze für den CUPRA Born zeigt, dass Nachhaltigkeit, Innovation und modernes Design perfekt zusammenpassen“, sagt der Direktor für Strategie, Geschäftsentwicklung und Operations bei CUPRA, der Challenger-Marke aus dem Hause der SEAT S.A.
SEAQUAL YARN ist ein Stoff aus recycelten Polymerfasern, die wiederum aus dem gesammelten Plastikmüll gewonnen werden. Davon profitiert die Umwelt: Die Materialien für die Sportsitze sind wiederverwertet und gleichzeitig leistet CUPRA einen Beitrag für saubere Strände und Gewässer.
Fahrzeugteile aus Reishülsen
SEAT ist ohnehin sehr kreativ, was den Einsatz nachhaltiger Materialien angeht. So arbeitet die Konzernmarke bereits seit einiger Zeit an der Verwendung von Reishülsen, die eigentlich ein Abfallprodukt sind und verbrannt werden. „Also haben wir uns Gedanken gemacht, wie man diesen rein pflanzlichen Rohstoff verwerten könnte, und haben Oryzite entwickelt: ein Material, das mit anderen hitzestabilen und thermoplastischen Verbundstoffen vermischt und geformt werden kann“, erklärt Iban Ganduxé, Geschäftsführer des Unternehmens Oryzite.
SEAT erprobt mit dieser Mischung zunächst die Fertigung von Fahrzeugteilen, die bislang aus Kunststoffen bestehen, wie Teile der Heckklappe, der doppelte Ladeboden oder der Dachhimmel. Durch die Verwendung der Reishülsen soll der Anteil an Kunststoffen und erdölbasierten Rohstoffen in den Fahrzeugen deutlich reduziert werden. Die Bauteile sind zudem leichter und reduzieren somit das Gewicht, wodurch wiederum der CO2-Ausstoß sinkt. Die Fahrzeuge werden also in mehreren Aspekten umweltfreundlicher.
Auch bei anderen Konzernmarken spielen die Verwendung nachhaltiger Materialien und der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen eine wichtige Rolle. So bestehen zum Beispiel die Sitzbezüge im Audi A3 zu einem Großteil aus recycelten PET-Flaschen. Grob erklärt funktioniert das so: Die durchsichtigen Flaschen, die leichter einzufärben sind, werden von einer Kunststoffrecycling-Firma gereinigt und ohne die Schraubverschlüsse in einem Schredder zu kleinen Flocken zerkleinert, sogenannten Flakes. Daraus entsteht das Granulat, aus dem ein Garnproduzent die Polyesterfäden, das spätere Garn, spinnt. Die verschiedenen Stoff-Designs für den Audi A3 enthalten bis zu 89 Prozent Rezyklat-Anteil: zum einen der Stoff „Torsion“ in der Design Selection, zum anderen der Stoff „Puls“ in der S line.
Für eine Sitzgarnitur werden beim Stoff „Torsion“ 45 PET-Flaschen à 1,5 Liter verwendet. Hinzu kommen weitere 62 PET-Flaschen, die für den Teppich im Audi A3 recycelt wurden. Auch weitere Komponenten des Interieurs bestehen vermehrt aus Sekundärrohstoffen, so zum Beispiel Dämmstoffe und Dämpfungsbauteile, die Seitenverkleidung des Kofferraums, der Ladeboden und die Einlegematten. Das Ziel ist klar: Der Anteil an Rezyklaten in der Audi Flotte soll in den nächsten Jahren deutlich steigen. Dabei wird die Premium-Marke ihren Kunden weiterhin Produkte in gewohnt hoher Qualität bieten.
In anderen Bereichen gehen die Ingolstädter ebenfalls voran: Für den Audi e-tron GT01 bezieht das Unternehmen im Rahmen eines Pilotprojekts 20-Zoll-Felgen aus einem CO2-reduziert hergestellten Aluminium, das von Alcoa an die RONAL GROUP geliefert wird, die die Räder herstellt. Der Clou: Bei dem selbst entwickelten, innovativen Schmelzverfahren wird Sauerstoff anstelle von Kohlendioxid freigesetzt.
Darüber hinaus gibt es für den Audi e-tron GT eine lederfreie Ausstattung, die zum großen Teil aus recycelten Materialien besteht. Die Bezüge für die Sportsitze plus gibt es entweder in einer Kombination aus Kunstleder und dem Stoff Kaskade oder einem Mix aus Kunstleder und dem Mikrofasermaterial Dinamica. In beiden Fällen bestehen die Bezüge überwiegend aus Materialien wie Polyesterfasern, die aus recycelten PET-Flaschen, Textilien oder Faserresten hergestellt werden – in jeder Kaskade-Garnitur stecken 119 wiederverwertete Kunststoffflaschen. Dinamica umfasst hier auch die Mittelkonsole oben, die Türverkleidungen und die Abdeckung der Instrumententafel. Bodenteppich und Fußmatten im Audi e-tron GT sind generell aus Econyl gefertigt – einem Material, das zu 100 Prozent aus recycelten Nylonfasern besteht. Sie stammen aus Produktionsabfällen, Stoff- und Teppichbodenresten oder alten Fischernetzen.
Porsche arbeitet mit Flachsfasern und Olivenblättern
Zu den Vorreitern zählt auch die Marke Porsche: Bereits seit mehr als zwei Jahren stellen die Zuffenhausener beide Türen und den Heckflügel des Rennfahrzeugs Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport MR aus einem Naturfaser-Verbundwerkstoff her, der primär aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Mittlerweile gibt es weitere Prototypen-Bauteile, die derzeit im Renneinsatz getestet werden. Dazu gehören die Front- und Heckschürze, die Buglippe, Front- und Heckdeckel sowie die Kotflügel und der Diffusor inklusive seiner Aerodynamik-Finnen, die aus dem regenerativen Material gefertigt sind. Als Grundlage der nachhaltigen Biofaser-Verbundmaterialien dienen Flachsfasern, die in der Landwirtschaft erzeugt werden – ohne dabei im Konflikt zum Nahrungsmittelanbau zu stehen.
Bei den Serienfahrzeugen ist es unter anderem der Porsche Taycan02, der in puncto nachhaltige Materialien hervorsticht: Im Interieur wird das nachhaltig gegerbte Clubleder „OLEA“, für dessen Gerbstoffe Olivenblätter verwendet werden, als Alternative zum klassischen Leder angeboten.
Volkswagen Studie mit Holzspänen als natürliche Farbgeber
Einen Blick in die Zukunft präsentierte Volkswagen im September mit dem ID. LIFE03. Der nachhaltige Charakter dieser Fahrzeugstudie spiegelt sich nicht nur in seinem vollelektrischen Antrieb, sondern darüber hinaus besonders intensiv in der Materialauswahl sowie der Lackierung wider, denn: Im Klarlack für die Karosserie werden Holzspäne als natürliche Farbgeber und ein biobasierter Härter verwendet. Ziel ist es, dass bei zukünftigen Fahrzeugen gänzlich auf eine Lackierung verzichtet werden kann.
Darüber hinaus besteht das Luftkammer-Textil für das Dach und die Frontabdeckung zu 100 Prozent aus wiederverwerteten PET-Flaschen. Als Grundstoffe für die Reifen des ID. LIFE dienen unter anderem Bio-Öl, Naturkautschuk und Reishülsen. Im Innenraum wird Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft für die Einfassungen von Armaturentafel und Fondsitzbereich mit Artvelours Eco für die Sitzoberflächen und Türverkleidungen sowie Textil für die Kopfstützen und Türspiegelkissen kombiniert. Nicht zuletzt verhelfen geschredderte Altreifen dem Rubber-Paint-Lack für den Einstiegsbereich zu einer besonders markanten Oberflächenstruktur.
ŠKODA arbeitet mit Schurwolle, Olivenblättern und PET-Flaschen
Innovative Ideen werden nicht zuletzt im ŠKODA ENYAQ iV realisiert: Neben Fußmatten und Kofferraumteppichen mit Fasern aus recycelten PET-Flaschen und Schalldämmungen aus aufbereiteten Textilien bietet das Modell zwei Sitzbezüge aus umweltschonenden Materialien. In der Design Selection Lodge bestehen diese zu 40 Prozent aus natürlicher Schurwolle und tragen das Wollsiegel Wool Blend Performance der Woolmark Company für Produkte, die zwischen 30 und 49,9 Prozent Schurwolle enthalten.
Der Polyester für die übrigen 60 Prozent dieses Bezugsstoffes wird durch recycelte PET-Flaschen gewonnen. Auch die Design Selection ecoSuite bietet nachhaltige Sitzbezüge. Das dort eingesetzte cognacfarbene Leder wird ohne den Einsatz von Chemikalien auf Chromsulfatbasis produziert. Stattdessen wird – wie auch bei Porsche – beim Gerben ein Extrakt aus den Blättern des Olivenbaums verwendet.
Insgesamt ist der Volkswagen Konzern beim Thema nachhaltige Materialien gut aufgestellt. Die einzelnen Marken forschen und entwickeln konsequent, um das Auto nach und nach noch nachhaltiger zu machen.
Verbrauchskennzeichnung
01 Audi e-tron GT quattro: Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 19,6 – 18,8 (NEFZ), 21,6 – 19,9 (WLTP); CO2-Emissionen kombiniert in g/km: 0
02 Taycan: Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 25,4 – 20,4 (WLTP); CO₂ Emissionen kombiniert (WLTP) g/km: 0
03 Das Fahrzeug ist eine Studie. Das Fahrzeug wird noch nicht zum Verkauf angeboten.