Vielfalt ist Trumpf
Beim „Pikes Peak International Hill Climb“ startete im Laufe der Jahre alles, was zwei bis sechs Räder hat – vom Motorrad bis zum Truck. Dazu wurden regelmäßig neue Wertungsklassen geschaffen. Ein Überblick der Entwicklung von 1916 bis heute.
Die Regeln waren anfangs verblüffend einfach: Beim ersten Bergrennen am Pikes Peak konnte jeder mitfahren, der sich im Zeitraum zwischen 10. und 12. August 1916 an der Startlinie einfand. Das war insofern pragmatisch, weil es in jener Ära ohnehin nur eine begrenzte Anzahl von Auto- und Motorradmodellen gab.
2018 sind für Autos und Motorräder jeweils sechs Klassen ausgeschrieben. Der rein elektrisch angetriebene Prototyp von Volkswagen startet in der Kategorie „Unlimited“, in der – nomen est omen – die Ingenieure praktisch unbegrenzte Freiheiten haben.
Die Evolution des Pikes-Peak-Regelwerks zwischen 1916 und 2018 spiegelt die Entwicklung im Rennsport allgemein wider. Es ist das nach den „500 Meilen von Indianapolis“ zweitälteste heute noch ausgetragene Rennen in den USA. Diese Anpassungsfähigkeit machte das Bestehen über mehr als 100 Jahre erst möglich.
1922: Ein Renner vom Schrott sorgt für Naserümpfen
Noel Bullock sorgte 1922 dafür, dass man sich Gedanken über ein technisches Reglement machte. Er hatte aus Teilen vom Schrottplatz einen dementsprechend aussehenden Renner gebastelt, der ihm zwar den Sieg einbrachte, aber auch für Naserümpfen sorgte.
Aber noch blieben die einsitzigen Renner mit Frontmotor und freistehenden Rädern, die sogenannten „Open-Wheeler“, unter sich. Das änderte sich Ende der 1920er Jahre. Aus der Alkoholschmuggler-Szene entwickelten sich Rennen mit sogenannten „Stock Cars“, also äußerlich seriennahen Limousinen mit getunten Motoren. Sie waren auch am Pikes Peak herzlich willkommen. Auf der durchweg geschotterten Strecke – oder wie der Amerikaner sagt: „dirt“ – waren sie allerdings im Nachteil.
1950er-Jahre: Mittelmotor-Sportwagen von Porsche trumpfen auf
1953 dann der nächste Schritt – zum ersten Mal gab es eine eigene Klasse für Sportwagen. Die Porsche Modelle RSK, RS-60 und RS-61 wurden bald zum Maßstab in ihrer Klasse und landeten auch im Gesamtklassement weit vorne. Mittelmotor und Hinterradantrieb – dieses Prinzip war der im US-Rennsport üblichen Frontmotor-Hinterradantrieb-Technologie überlegen. In der „Stock Car“-Klasse trumpfte wenig später sogar ein Fahrzeug mit Vorderradantrieb auf – 1968 belegten Oldsmobile Toronado die ersten drei Plätze in der Kategorie.
In den 1970er-Jahren dominieren die leichten Buggy-Cars
Die Diskussion um das optimale Rennauto erweiterte 1971 die Buggy-Szene. Ultraleichte Wagen mit Motoren von Volkswagen, später auch von Porsche, im Heck spielten ihren Traktionsvorteil aus. Als aus den Buggys noch leichtere Gitterohrrahmen-Konstruktionen wurden, zogen die Organisatoren die Notbremse per Reglement. Ab sofort galt ein Mindestgewicht.
Diese Regelung wiederum war maßgeschneidert für die schwereren Coyote-Rennwagen von John Wells. Sie stammten mit ihren großvolumigen V8-Motoren ursprünglich aus dem Drag-Racing, eigneten sich dank Heckmotor aber auch vorzüglich für Bergrennen. Sie dominierten den Pikes Peak ab Mitte der 1970er Jahre.
Mit Allrad zum Sieg: Audi schockt die Konkurrenz
Im Bestreben, mehr internationale Teams anzulocken, führten die Veranstalter 1981 die „Open Rally Division“ ein. Die Strategie funktionierte. 1985 schockte Audi die amerikanische Rennszene gleich doppelt: Der Französin Michèle Mouton gelang der erste Gesamtsieg einer Frau, außerdem der erste Gesamtsieg für ein Fahrzeug mit Allradantrieb.
Audi ließ zwei weitere Siege folgen, 1986 mit Bobby Unser und 1987 mit Walter Röhrl. Dann war Peugeot an der Reihe. Ari Vatanens Siegesfahrt von 1988 ist im Film „Cloud Dance“ verewigt.
Unbegrenzte Möglichkeiten in der „Unlimited“-Klasse
Um das Interesse vor allem der Hersteller weiter anzuheizen, hatten die Organisatoren zuvor eine weitere Klasse geschaffen: „Unlimited“. Hier war praktisch alles erlaubt. Diese Kategorie wurde zum Betätigungsfeld extremer Rennfahrzeuge, in denen häufig zukünftige Technologien unter den Extrembedingungen eines Bergrennens getestet wurden.
Dazu gehörte auch der Elektroantrieb. 2013, auf inzwischen komplett asphaltierter Strecke, knackte der Japaner Nobuhiro Tajima in einem rein elektrisch angetriebenen Prototyp die Zehn-Minuten-Marke. Drei Jahre später stellte der US-Amerikaner Rhys Millen mit 8:57,118 Minuten den heute noch gültigen Rekord für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf.
Schneller war nur der neunmalige Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb. 2013 preschte der Franzose im Peugeot mit Le-Mans-Technik nach 8:13,878 Minuten über die Ziellinie – neuer und noch immer aktueller Streckenrekord.
Ein einzigartiger Mix aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Heute ist das Starterfeld des „Pikes Peak International Hill Climb“ eine wohl einzigartige Mischung aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 56 Autos und 27 Motorräder stehen 2018 in der Teilnehmerliste. Rallyeautos aus der legendären Gruppe-B-Ära und Tourenwagen aus den 1970er Jahren sind ebenso darunter wie Prototypen mit Benzinmotor oder Elektroantrieb sowie Quads und sogar Motorräder mit Seitenwagen.
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