Premierensieg für ABT CUPRA beim Energy X Prix
> Die Rallycross-Expertin aus Schweden schlägt ihre Idole
> Team ABT CUPRA XE sichert sich Rang sechs in der Gesamtwertung
Das ABT CUPRA XE Team gewinnt den Energy X Prix in Uruguay. Klara Andersson und Nasser Al-Attiyah schaffen beim letzten Saisonrennen der Extreme E das beste Ergebnis für die spanische Challenger-Brand und stehen erstmals auf dem Siegertreppchen ganz oben. Für Klara Andersson ist es der größte Erfolg ihrer Karriere, bei dem sie ihre Idole Sébastien Loeb und Carlos Sainz schlagen konnte.
Andersson mobilisiert alle Kräfte
Letztes Saisonrennen der Extreme E in Uruguay. Drei Minuten bis zum Start des Zeittrainings. „An alle Fahrer: Energie auf alle Systeme“, knistert die Stimme des Rennleiters über Funk. Klara Andersson gähnt erst einmal herzhaft. Die ersten Sekunden nach dem Start entscheiden in der Elektro-Rennserie häufig schon über Sieg oder Niederlage. Und die Schwedin am Lenkrad des CUPRA TAVASACAN XE scheint gleich einzuschlafen. Doch der Eindruck täuscht. „Das gehört zu meiner Routine vor jedem Start. Ich fahre meinen Puls total runter. Erst eine Minute, bevor die Ampel auf Grün springt, mobilisiere ich dann alle Kräfte“, verrät die 22-Jährige.
Beim Energy X Prix im Badeort Punta del Este zählt das Team ABT CUPRA XE zum ersten Mal in der laufenden Saison zu den Siegfavoriten. Der auf einer Wiese, in Sichtweite des Atlantiks, künstlich angelegte Kurs scheint Andersson und Teamkollege Nasser Al-Attiyah zu liegen „Auf Gras ist die Strecke glatt wie Eis. Wo schon Spurrillen herausgefahren sind, ist der Grip dagegen extrem hoch“, beschreibt Al-Attiyah die mit rund drei Kilometern kürzeste Strecke der gesamten Saison.
Bestzeit für ABT CUPRA XE schon im Zeittraining
Diese tückischen Verhältnisse führen zu zahlreichen Überschlägen. Die Titelverteidiger, das Team RXR des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Nico Rosberg, erwischt es. X44, die Mannschaft von Superstar Lewis Hamilton, muss nach einer Mehrfach-Rolle sogar auf das Ersatzauto umsteigen. Klara Andersson und Nasser Al-Attiyah haben dagegen alles im Griff. Schon im Training legen die Rallycross-Expertin aus Schweden und der viermalige Rallye-Dakar-Sieger aus Katar die Bestzeit vor. Dreieinhalb Sekunden sind sie schneller als das zweitplatzierte Team.
Turbulentes Qualifikationsrennen
Im Qualifikationsrennen, in dem sowohl der Fahrer als auch die Fahrerin eines Teams jeweils zwei Runden zu bewältigen haben, beweist das CUPRA Duo erneut seine Schnelligkeit. Al-Attiyah duelliert sich vom Start weg mit dem fünfmaligen Rallycross-Weltmeister Johan Kristoffersson (RXR) um die Führung. Mehrfach wechseln sie nach ebenso sehenswerten wie riskanten Überholmanövern die Positionen. Den erstmals in zwei Jahren Extreme E zugelassenen Zuschauerinnen und Zuschauern stockt der Atem. Beinahe mit Ansage kommt es in einem Abschnitt mit großen Bodenwellen zu einer Kollision. Kristoffersson dreht sich, Al-Attiyah rutscht kurz neben die Strecke. Beide können weiterfahren – die Führung hat sich allerdings Kevin Hansen (Veloce Racing) geschnappt.
An zweiter Stelle liegend, räumt Al-Attiyah das Cockpit des CUPRA Tavascan XE für Andersson. Die Schwedin macht sich auf die Verfolgung von Molly Taylor, die jetzt für Veloce Racing am Lenkrad sitzt. Trotz fehlender Fronthaube holt die bestens aufgelegte Andersson ihre australische Konkurrentin schon bald ein. Der erste mutige Überholversuch misslingt noch, auch den zweiten kann Taylor abwehren. Die dritte Attacke hingegen klappt und Klara Andersson erobert die Spitze. Scheinbar mühelos baut sie ihren Vorsprung aus und fährt knapp drei Sekunden vor Taylor als Erste durchs Ziel.
Riesenjubel bei ABT CUPRA XE über den ersten Laufsieg in der Extreme-E-Historie des Teams. Auch wenn allen klar ist, dass die Sportkommissare den Vorfall zwischen Al-Attiyah und Kristoffersson näher untersuchen werden. Und tatsächlich schreiben die Rennschiedsrichter die Hauptschuld an der Kollision Al-Attiyah zu und brummen ihm eine Zeitstrafe auf. Heftige 30 Sekunden werfen Team ABT CUPRA XE auf Rang vier in der Wertung des Qualifikationsrennens zurück. „Ich sehe die Sache natürlich anders“, grummelt der 51 Jahre alte Routinier. „Aber letztendlich sind wir trotzdem im Halbfinale, also können wir mit der Strafe leben.“ Denn die in Zeittraining und Qualifikation gesammelten Punkte reichen Al-Attiyah und Andersson für den Einzug in die nächste Runde.
Taktik dominiert Halbfinale
Hier bekommen es Andersson und Al-Attiyah erneut mit Veloce Racing sowie mit der amerikanischen Mannschaft Chip Ganassi zu tun. Andersson fährt den Start gegen die Australierin Molly Taylor und die US-Amerikanerin Sara Price. „Wir sprinteten zu dritt nebeneinander in Richtung erster Kurve. Mir war klar, dass das nicht gutgehen würde“, berichtet Andersson später. Mit in der Rallycross-WM geschärftem Instinkt bremst sie ein paar Meter früher als die beiden Konkurrentinnen. Die rutschen prompt Seite an Seite geradeaus und geben die Ideallinie frei.
Andersson lässt sich diese Chance nicht entgehen. Sie übernimmt die Spitze und rollt zwei Runden später mit einer Wagenlänge Vorsprung in die Wechselzone. Nach dem Fahrerwechsel, für den eine Mindestzeit von 45 Sekunden vorgeschrieben ist, zögert Nasser Al-Attiyah einen Moment zu lange. Er kommt nur als Dritter zurück auf die Strecke. Als er auch noch den Begrenzer für die Höchstgeschwindigkeit in der Boxengasse ein wenig zu spät ausschaltet, sind die Konkurrenten Kevin Hansen und RJ Anderson enteilt.
Im Lager von ABT CUPRA EX raufen sich Mechaniker und Teamgäste die Haare. Aber Chefingenieur Markus Michelberger behält die Nerven. „Chip Ganassi hat bereits eine Zehn-Sekunden-Strafe erhalten. Es reicht, wenn du knapp hinter RJ Anderson ins Ziel kommst“, beruhigt er seinen Fahrer über Funk.
Al-Attiyah konzentriert sich fortan darauf, den Abstand zu RJ Anderson im Chip-Ganassi-Renner nicht zu groß werden zu lassen. Er kommt zwar nur als Dritter ins Ziel, wird aber, wie von Michelberger vorhergesagt, schließlich als Zweiter gewertet. Damit ist die Teilnahme am Finale zum zweiten Mal nach dem Copper X Prix in Chile gesichert.
Klare Sache für ABT CUPRA EX im Finale
Im letzten Lauf des Wochenendes läuft es von Beginn an: Al-Attiyah kommt als Schnellster der fünf Finalteilnehmer*innen von der Startlinie weg, biegt als Spitzenreiter um die erste Kurve und kontrolliert fortan seinen Rennabschnitt von der Spitze. Nach zwei Runden übergibt er den CUPRA TAVASCAN XE mit rund drei Sekunden Vorsprung an Andersson. Die junge Schwedin lässt auf ihren zwei Runden nichts mehr anbrennen und fährt locker den ersten Gesamtsieg für ABT CUPRA EX in der Geschichte der Extreme E heraus. Damit sichert sich das Team Rang sechs in der Jahreswertung. Den Gesamtsieg der zweiten Extreme-E-Saison sicherte sich das Team X44 Vida Carbon Racing vor Rosberg X Racing.
Zur Siegerehrung werden Andersson und Al-Attiyah von Dr. Werner Tietz, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei der SEAT S.A., begleitet. „Ich bin sehr stolz auf die gesamte ABT CUPRA XE Mannschaft“, kommentiert er. „Über das gesamte Wochenende hat sich abgezeichnet, dass wir die schnellsten Zeiten fahren. Klara und Nasser haben sich sehr clever aus allen Schwierigkeiten herausgehalten – das war der Schlüssel zum Erfolg.“
Andersson: „Der größte Erfolg meiner Karriere“
Klara Andersson, die wie zuletzt in Chile die verletzte Jutta Kleinschmidt ersetzte, schwankt ein paar Minuten zwischen Freudentränen und Freudentaumel. „Mein erstes komplettes Rennen mit ABT CUPRA XE, und wir stehen ganz oben auf dem Siegerpodium – das ist der größte Erfolg meiner Karriere. Noch vor ein paar Jahren waren Fahrer wie Sébastien Loeb und Carlos Sainz meine Idole. An diesem Wochenende haben wir sie geschlagen! Für mich ist gerade ein Traum wahr geworden“, freut sich die 22-Jährige.
Auch Teamkollege Al-Attiyah kommt aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. „Wir hatten hier nichts zu verlieren. Deswegen haben wir vom ersten Meter an alles riskiert. Dieser Sieg bedeutet auch mir sehr viel. Ich bin beeindruckt, wie sehr sich das Team innerhalb dieser Saison gesteigert hat“, lobt er seine Technikercrew. Einen kleinen Anteil an dieser Leistungsexplosion hat wohl auch Bob Marley. Während Teamkollegin Klara Andersson vor jedem Start ihren Ruhepuls auf Schlafniveau herunterfährt, putscht sich Nasser Al-Attiyah lieber mit der Musik der jamaikanischen Reggae-Legende auf.
Extreme E unterstützt Tierschutz in Uruguay
In Uruguay stellt die Rennserie Extreme E den Schutz von Meerestieren, ökologisch verantwortungsvollen Tourismus und erneuerbare Energien in den Mittelpunkt ihres sogenannten Legacy-Programms. Beim Besuch einer Windfarm informierten sich die Fahrerinnen und Fahrer vor dem Energy X Prix darüber, wie es das Land schafft, heute schon 98 Prozent der benötigten Energie aus nachhaltigen Quellen zu produzieren. Die Extreme E unterstützt außerdem die Organization for Cetacean Conservation (OCC), die in Uruguay eine wichtige Rolle beim Schutz von Walen und anderen Meeressäugetieren, bei der Bildung und Sensibilisierung der Bevölkerung in Sachen Umweltschutz und bei der Entwicklung von Projekten zum Ökotourismus spielt.
Alle Bilder
Alle PDFs
-
Premierensieg für ABT CUPRA beim Energy X Prix.pdf