Innen leben - das Interieur der Zukunft
Um Zukunft zu gestalten, überschreiten Designer Grenzen
Sie nehmen das Beste mit aus Tradition und Herkunft – den Markenkern, die Werte, die das Unternehmen erfolgreich gemacht haben. Gleichzeitig addieren sie mutig Neues. Dafür studieren sie Menschen und deren Gewohnheiten im Allgemeinen und Porsche-Fahrer im Speziellen.
UX steht im Entwicklungszentrum Weissach für alles, was man in und mit einem Porsche erleben kann. Es geht dabei um den Wunsch nach Komfort, Flexibilität und Aktualität – verdichtet zu einem Markenerlebnis.
Ivo van Hulten, Director of User Experience Design
Gemeinsam mit Designchef Michael Mauer und Markus Auerbach, Leiter Interieur Design, experimentiert van Hulten jeden Tag mit dem, was in einigen Jahren diese Bedürfnisse erfüllen soll. Die Designer halten ihre Gedankenwelt mit der Methode des First Principle Thinking frisch. Dabei brechen sie mit bekannten Analogien und zerlegen Hypothesen in deren kleinste Bestandteile. Konzentrieren sich nicht auf bekannte Formen, sondern auf Funktionen, die künftig von Interesse sein könnten. Sie fragen sich, was ein Porsche alles sein könnte – und was nicht. Dieser Prozess liefert Antworten auf Fragen, die noch niemand gestellt hat.
Einblick: Innenraum der Studie „Renndienst“. Die Designer von Style Porsche in Weissach reisen gedanklich weit in die Zukunft der Mobilität. Sie denken und gestalten Visionen für übermorgen, um daraus Schritte für das Morgen abzuleiten. Sie fragen sich, wie weit sie die Designsprache von Porsche dehnen können und auf welche Produkte sie sich übertragen ließe. So entstand der „Renndienst“. Ein Van, ein kleiner Bus, ein familienfreundliches Raumkonzept für bis zu sechs Personen. Solche Herausforderungen halten die Gedankenwelt der Designer frisch.
Interieur der Zukunft
Raumkapsel: Der Karosseriekörper als Konsequenz des modularen Innenraums
Das Gesamterlebnis UX widmet sich bei der Innenraumgestaltung dem digitalen Lifestyle sowie der Beziehung zwischen Fahrer, Passagieren und Fahrzeug. „Mit dem Taycan haben wir gezeigt, wie sehr wir nach vorne denken“, sagt der 43-jährige van Hulten. „Jetzt beschäftigten wir uns mit einer möglichen nächsten Gesamtinnovation. Hierfür haben wir von innen nach außen gedacht und gearbeitet.“
Die Seitenfenster sind asymmetrisch gestaltet. „Eine Seite ist geschlossen, die Passagiere können sich dort zurückziehen“, erklärt Interieur-Designchef Auerbach. „Die andere ziert eine große Fensterfront für den ungetrübten Blick nach draußen. Wenn wir die Türen schließen, fühlt sich der Innenraum wie eine schützende Kapsel an.“ Geborgenheit und Komfort dominieren das modulare Interieur. Die Passagiere der ersten Reihe sitzen rechts und links versetzt in ergonomisch geformten Schalen. Sie genießen den ungehinderten Blick nach vorne und auf ihre eigenen Bildschirme am Armaturenbrett. Die Kopfstützen der Rückbank sind schwebend installiert, das erlaubt eine freie Sicht durch die
Erfolgsfaktor UX
Kollege Markus Auerbach ergänzt: „Eine digitale Reise kann uns ein Tor zu einem Universum öffnen, aber niemals die physische Erfahrung ersetzen. Ein Auto ist ein Raum, der sich bewegt, ob ich selbst fahre oder nicht. Die Sitze in diesem Van sind für Bewegungen konzipiert worden, sie halten und unterstützen den Körper.“ Er deutet vom Sportsitz in der zweiten Reihe auf die Rückbank, die an eine Lounge erinnert. „Die Bank lässt durch die gebogenen Seiten einen anderen Sitzwinkel zu, wir können uns einander zuwenden. Sie ist ein besonders kommunikativer Bereich mit Relax-Charakter, bietet alternative Sitzpositionen zum Reden, Arbeiten und Entspannen.“
Materialien der Zukunft sind für den 57-Jährigen unter anderem nachwachsende Rohstoffe wie Holz, neu interpretiert und kombiniert mit Metallen oder nachhaltigen Kunststoffen. Einst wurde Holz aus Fahrzeugen verbannt, bald könnte es sein Comeback feiern. Außerdem setzt Auerbach auf sogenannte Smart Materials, die etwas Besonderes können – zum Beispiel auf externe Faktoren reagieren und sich selbst illuminieren, ohne direkt beleuchtet zu werden. Oder Materialien, die ihre Formen wiederholt ändern, sodass sie perfekt zur Ergonomie der Insassen passen.
Raumgefühl mit Seele
Cockpit: flexible Mitte. Die zentrale Sitzposition besitzt Symbolik und unterstreicht die Selbstbestimmung, für die Sportwagen von Porsche stehen. Mit einem Handgriff lässt sich der Sitz um 180 Grad drehen. Das Cockpit wird zum Kommunikationszentrum. Fünf Rundinstrumente reisen mit in die Zukunft, das ist Traditionspflege und gehört zur Marken-DNA. Haptische Knöpfe behalten ebenfalls eine Existenzberechtigung. Die Bildschirme für die Passagiere rechts und links lassen sich individuell bedienen oder am Armaturenbrett wegklappen.
Im nächsten Schritt wünscht sich van Hulten eine Seele für den „Renndienst“. Er erinnert sich an die US-amerikanische Serie Knight Rider, die er als Kind gerne schaute. „K.I.T.T., das sprechende Auto, zog mich in seinen Bann. Das starke Gespann aus Hauptdarsteller und Fahrzeug holte mich gedanklich ab. Ich bin mit dem Auto in Verbindung getreten, denn es hatte eine Seele.“ Auf die Studie bezogen stellt er die Frage: „Welchen täglichen Umgang planen wir – rufen wir unser Auto in 30 Jahren an und dann holt es uns ab?“ Von dieser großen Vision des Übermorgen bewegt sich das Designteam nun zurück, um die konkrete Antwort für das Morgen zu bekommen. Mit dem Besten aus der Marken-DNA: der Seele.