Der ŠKODA POPULAR feiert sein 85. Jubiläum
› Fortschrittliche Konstruktion: leichter Zentralrohrrahmen, Einzelradaufhängung rundum und Transaxle-Antriebskonzept
› Auch dank dem POPULAR stieg ŠKODA AUTO zum größten tschechoslowakischen Automobilhersteller auf
Vor 85 Jahren, am 6. März 1934, begann die Karriere des legendären ŠKODA POPULAR. Das erste Exemplar ging nach Zlín an den weltbekannten Schuhhersteller Baťa. Der POPULAR überzeugte mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis und seiner modernen Konstruktion. Er feierte sportliche Erfolge, fand reißenden Absatz und wurde in dutzende Länder exportiert.
Mitte der 1920er Jahre legte ŠKODA ein großzügiges Investitionsprogramm auf, das eine effiziente Massenfertigung inklusive Fließbandproduktion und – daraus resultierend – eine beeindruckende Modelloffensive ermöglichte. Vorreiter der neuen PKW-Generation war im April 1933 der ŠKODA 420 STANDARD, eine schlagkräftige Antwort auf die Wirtschaftskrise. Im Vergleich zu seinem Vorgänger, dem Š 422, brachte er rund 250 Kilogramm weniger auf die Waage. Zugleich nutzte sein Vierzylinder-Viertakter mit einem Hubraum von 995 cm3 und einer Leistung von 20 PS die damaligen Steuervorteile geschickt aus. Der Preis betrug 29.800 Kronen.
Aufgrund der positiven Erfahrung mit dem 420 STANDARD entwickelte ŠKODA den POPULAR. Bereits die Einstiegsausführung – der Š 418 POPULAR – bot dank seines Zentralrohrrahmens, der Einzelradaufhängung rundum und der präzisen Zahnstangenlenkung selbst auf schlechten Straßen ein ausgezeichnetes Fahrverhalten. Hinzu kam eine günstige Gewichtsverteilung, denn das Getriebe rückte an die Hinterachse (Transaxle-System). Der 902 cm3 große Vierzylindermotor leistete 18 PS und verbrauchte lediglich sieben Liter auf 100 km. Der erste Prototyp entstand am 18. Januar 1934, bis Ende Februar folgten weitere 19 Exemplare der Versuchsserie.
Am 6. März 1934 wurde der erste ŠKODA POPULAR an einen Kunden übergeben: Ihn übernahm der international bekannte Schuh- und Reifenhersteller Baťa aus Zlín, der seinerzeit die Fahrzeuge von ŠKODA bereifte. Firmenchef Jan Antonín Baťa soll das Fahrzeug höchstpersönlich entgegengenommen haben. Einen Monat darauf, am 9. April, bestellte Baťa bei Ing. Karel Hrdlička – dem Direktor des Automobilwerks – 30 weitere POPULAR in den Ausführungen Halbcabriolet und Roadster. Angesichts der guten Erfahrungen mit dem modernen und sparsamen Wagen kaufte das Unternehmen später noch mehrere Dutzend weitere Exemplare des ab 17.800 Kč erhältlichen ŠKODA POPULAR, unter anderem auch mit geschlossener Nutzfahrzeug-Karosserie.
Der ŠKODA POPULAR erfreute sich unter Autofahrern schnell außerordentlicher Beliebtheit. Auch die Prominente nahmen seinerzeit gerne hinter dem Steuer des ŠKODA POPULAR Platz, so zum Beispiel die tschechische Fußball-Nationalelf, die 1934 mit Torwart und Kapitän František Plánička Vizeweltmeister geworden war. Die Vorzüge des ŠKODA POPULAR unterstrich außerdem eine beeindruckende Fernfahrt: Vier Fahrzeuge fuhren von Prag bis in das 11.000 Kilometer entfernte Kalkutta im damaligen Britisch-Indien. Der Rückweg führte das Quartett über Bombay. In Triest ging die Reisegruppe von Bord des Schiffes und kehrte über Italien, Jugoslawien und Österreich in die Heimat zurück, um die 15.000 Kilometer lange Gesamtstrecke abzurunden.
Auch die steil steigenden Produktionszahlen zeigen, wie gut der POPULAR bei den Kunden in der Tschechoslowakei und in Dutzenden von Ländern in aller Welt ankam: Zwischen 1934 und 1935 verdoppelte sich die Menge der gefertigten Fahrzeuge nahezu. Allein von 1935 bis 1939 gingen fast 6.000 Exemplare in den Export, 1935 erstmals auch nach China. Das markiert den Beginn der Handelsbeziehung von ŠKODA AUTO mit dem Reich der Mitte. 1936 rückte der Autohersteller dank der POPULAR-Baureihe zur Nummer 1 auf dem heimischen Fahrzeugmarkt auf. Bis heute hat ŠKODA diese Position behaupten können.
Hinzu kamen viele sportliche Erfolge auf internationalem Motorsportparkett, so etwa der zweite Platz eines POPULAR in der Klasse bis 1.500 cm3 der bei der Rallye Monte Carlo im Jahr 1936. Schon damals nahm ŠKODA diesen Triumph zum Anlass für eine Sonderserie: Die Coupé- und Roadster-Versionen POPULAR MONTE CARLO sprachen vor allem anspruchsvollere Kunden an.
Das anhaltende Interesse der Kunden an dem kleinsten Fahrzeug von ŠKODA ergab sich auch aus der kontinuierlichen Modellpflege. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die Karriere des POPULAR jäh unterbrochen. Dennoch liefen zwischen 1934 und 1946 mehr als 21.000 Einheiten der Modellreihe vom Band, davon rund 250 Fahrzeuge nach Kriegsende. Als Sprungbrett zur Wiederaufnahme der Produktion diente aber der ŠKODA POPULAR 1101. Er basierte auf Prototypen, die bereits im Sommer 1939 entstanden waren. Er besaß einen um 40 Millimeter verlängerten Radstand, während das Getriebe wieder an den Motor rückte und dort mit der Kupplung eine Einheit bildete. Der geringe Verbrauch von 8,5 Litern auf 100 km blieb trotz der Leistungssteigerung auf 23,5 kW (32 PS) unverändert. Die Kunden lernten die modernisierte Ausführung 1946 als ŠKODA 1101 kennen, größere Bekanntheit erlangte sie aber unter ihrem Spitznamen „Tudor“.
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