Audi beim Vintage Revival 2024 in Montlhéry

Das Autodrome de Linas-Montlhéry ist ein verborgenes Juwel des Rennsports. In unseren Breitengraden lange nicht so bekannt wie etwa Le Mans, die Nürburgring Nordschleife oder der heutige Red Bull Ring, aber mit seinen zwei Steilkurven und abwechslungsreichen Streckenverläufen nicht minder spektakulär entstand vor ziemlich genau 100 Jahren rund 24 Kilometer südlich von Paris ein wahres Monument europäischer Motorsport- und Automobilgeschichte. Unnötig zu erwähnen, dass ein solches Jubiläum gebührend gefeiert gehört. Allen voran beim „Montlhéry Vintage Revival 2024“, bei dem auch Audi stark vertreten war. Audi Tradition holte anlässlich des Events fünf echte Schmuckstücke aus der Vergangenheit der vier Ringe aus den Schatzkammern: einen Wanderer Stromlinie Spezial Roadster, einen Wanderer W22 Rennwagen, ein Horch 780 Sport Cabrio, einen Horch 853 A Sport Cabrio und einen Auto Union Typ D Grand Prix Rennwagen.

Eine kurze Geschichtsstunde

Die Vergangenheit der heutigen Audi AG ist in vielerlei Hinsicht spannend. Und anderem auch, weil sie nicht wirklich mit deren Gründung im Jahr 1985 startet, sondern schon früher. Viel früher. Am 14. November 1899 in Köln um genau zu sein. Da wurde die Automobilbaufirma August Horch & Cie. angemeldet, benannt nach ihrem Gründer August Horch. Aus dieser wurde 1904 wiederum die Horchwerke AG, die ihr Gründer allerdings 1909 verließ, um eine neue Fabrik zu gründen, die ebenfalls Automobile herstellen sollte. Da er seinen Namen aber nicht noch einmal für deren Benennung hernehmen durfte, behalf er sich mit der lateinischen Übersetzung: Aus „Horch“, also der Interjektion von „horchen“ im Sinne von „hören“, wurde „Audi“. Doch auch damit ist die Geschichte noch lange nicht fertig erzählt, denn das heute so weltbekannte Audi-Signet der „Vier Ringe“ symbolisiert den sodann erst 1932 vollzogenen Zusammenschluss von vier bis dahin unabhängigen, deutschen Fahrzeugherstellern zur Auto Union AG: Audi, DKW, Horch und Wanderer, womit sich endlich der Kreis schließt, warum wir für ein eigentlich gar nicht so lang zurückliegendes Event in Frankreich so weit ausholen.   

P.S.: Dieser Absatz war freilich nur ein sehr kompakter Abriss der Unternehmensgeschichte. Deutlich ausführlicher kann man sich hierzu etwa unter diesem Link einlesen.

Montlhéry geht seit 100 Jahren steil

Zwischen seiner Errichtung im Jahr 1924 und dem letzten, offiziellen Rennen im Jahr 2005 war das Autodrome de Linas-Montlhéry Austragungsort unzähliger Rennen ebenso wie Schauplatz bedeutender Testfahrten zahlreicher französischer Automobil-Hersteller. Seine Blütezeit lag aber klar in den Vorkriegsjahren. In dieser Zeit wurden die meisten Rennveranstaltungen – auch Grand Prix‘ – noch auf öffentlichen Straßen gefahren. Eine so explizit auf Motorsport zugeschnittene Strecke zu haben, war da natürlich etwas wahrlich besonderes. Obgleich die Architektur rund um die ursprüngliche Hauptstrecke, bestehend aus zwei riesigen, mit 180 Meter langen Geraden verbundenen Steilwandkurven mit 500 Metern Durchmesser, für Grand Prix-Wagen selbst nach dem Einbau von Schikanen bald zu schnell wurde. Vor allem, weil es am oberen Ende der Steilkurven keine Begrenzungen gab … unnötig zu erwähnen, dass eben solche mittlerweile nachgerüstet wurden und zudem beim Vintage Revival ein Layout gefahren wird, zu dem nur noch eine der beiden Steilkurven gehört, das aber zudem durch die malerisch gelegenen Waldabschnitte des Geländes führt und nichts von seiner Faszination und Spektakularität eingebüßt hat. So ist sie nach wie vor ein mehr als würdiger Rahmen für die alle zwei Jahre zu tausenden herbeipilgernden Fans mit ihren automobilen Schmuckstücken, die zwingend aus der Vorkriegszeit stammen müssen … so wie unsere fünf Protagonisten auch.

Das Horch 780 Sport Cabriolet

Die Horch-Modellpalette war von Anfang an von opulenten und stilvollen Cabriolets geprägt. Dabei wurden die Versionen mit zwei Türen und zwei Fenstern (es gab auch viertürige Cabrioversionen) stets als Sportcabriolet bezeichnet; so wie auch dieser Horch 780. Er war das Spitzenmodell der dazugehörigen Modellreihe 700, die im März 1932 präsentiert wurde und verfügt über einen 100 PS starken 5-Liter-Achtzylinder-Reihenmotor.

Die Karosserie dieses Cabrios stammte aus der Horch-eigenen Karosseriewerkstatt und war, beziehungsweise ist auch heute noch von bemerkenswerter, handwerklicher Qualität. Die solide Fertigung im Interesse eines kultivierten und elegant-ruhigen Fahrstils, gepaart mit fast schon verschwenderischem Einsatz von Leder und Metall im Interieur machte aber auch im Gewicht des Wagens bemerkbar, das bei über zwei Tonnen lag. Verbrauch? 18 bis 22 Liter auf hundert Kilometer.

Natürlich hatte solche Qualität hatte auch ihren Preis: 16.500 RM mussten für das elegante Cabriolet, von dem übrigens nur 303 Stück gebaut wurden, bezahlt werden. Nach heutigen Maßstäben wären das knapp unter 100.000 Euro.

Das Horch 853 A Sport Cabriolet

Die Auto Union AG stellte das neue Horch-Modellprogramm erstmals auf der Internationalen Automobilausstellung in Berlin im Februar 1935 vor. Um die Fertigung effizienter zu gestalten, wurde das Programm auf zwei Grundmodelle reduziert: den Typ 830 (mit 3-Liter-V8-Motor) und den Typ 850 (mit 5-Liter-Reihenmotor).

Letzteres, erst nur intern als „853“ bezeichneter und später auch unter diesem Namen verkaufter Luxus-Cabriolet gab sich auch in Montlhéry die Ehre. 1.024 Stück wurden insgesamt gebaut und damals wie heute ist das Sport Cabriolet mit seinen imposanten 5,3 Metern Länge und dem weiter perfektionierten Stil im Design ein wahrhaft fesselnder Anblick. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Horch 853 gemeinhin als eines der schönsten Autos gilt, die in den dreißiger Jahren überhaupt gebaut wurden.

Auch technologisch war er ein großer Schritt nach vorn. Das wurde schon auf den ersten Metern in unserem Exemplar mit Baujahr 1938 und insbesondere im Vergleich etwa zum zuvor erwähnten 780 klar. Straßenlage und Co waren deutlich souveräner, jeder Meter ein Genuss.

Der Wanderer W 22 Rennwagen

Am 21. Juli 1933 starteten 176 Automobile und 34 Motorradgespanne in Baden-Baden sowie 244 Solomotorräder in Chemnitz zur ersten Auflage der kurz zuvor ins Leben gerufenen „2000 Kilometer durch Deutschland“ – quasi Deutschlands Antwort auf die italienische Mille Miglia. Ein echtes Großereignis des deutschen Motorsports, das die erst ein Jahr zuvor gegründete Auto Union AG nicht ungenutzt lassen wollte. Am Ende ging auf die Fahrer unter dem Markenzeichen der vier Ringe ein wahrer Medaillenregen nieder. Zu den Preisträgern in der Zweiliter-Klasse gehörten drei speziell karossierte Wanderer-Stromliniencoupés, die auf dem Fahrgestell des Wanderer W 22 Sport bei Hornig in Meerane aufgebaut worden waren.

Dessen von Porsche konstruierter Reihensechszylindermotor war von Wanderer durch erhöhte Verdichtung, „scharfe“ Nockenwellen, Doppelvergaser und leicht erhöhte Nenndrehzahl auf gut 50 bis 52 PS gebracht worden. Bei unveränderter Achsübersetzung stieg die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf knapp 115 km/h. Die Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) lieferte das passende Sportgetriebe. Im Sinne des Leichtbaus wiederum bestand die Coupé-Karosserie aus einem mit Kunstleder bespannten Holzrahmen; nur die Motorhaube, die Kotflügel und die Trittbretter waren aus Blech gefertigt.

Leider hat keines der drei Originalfahrzeuge die Zeit überdauert, doch Audi Tradition wollte dieses Stück Geschichte nicht einfach verschwinden lassen und entschloss sich daher ein solches Fahrzeug im Rahmen eines Langzeitprojekts auf Basis historischer Fotos und Pläne auf einem historisch korrekten Fahrgestell nachbauen zu lassen. Das Ergebnis wurde 2022 fertiggestellt und ist nun hier auf den Bildern zu sehen …

Der Wanderer Stromlinie Spezial Roadster

Neben ihrem erfolgreichen Engagement im Grand-Prix-Rennsport (siehe nächster Abschnitt) in den 1930er Jahren nahm die Auto Union ab 1933 auch an den damals so beliebten Langstrecken- und Offroad-Rennen teil. Serienfahrzeuge der Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer wurden für den Wettbewerb mit speziellen Aufbauten versehen.

In den Jahren 1938 und 1939 startete die Auto Union auch bei der zu dieser Zeit härtesten Rallye der Welt, der Fernfahrt Lüttich-Rom-Lüttich. Drei zweisitzige Roadster mit Aluminiumkarosserie, die auf Wanderer-Technologie basierten, gingen an den Start. Der Sechszylinder-Motor mit drei Vergasern, erneut eine Konstruktion von Ferdinand Porsche, hatte eine maximale Leistung von 70 PS. In Kombination mit den gerade einmal 900 kg Gesamtgewicht ein durchaus adäquates Herz für den aerodynamisch optimierten Sportler, der maximal 140 km/h schnell und am Ende auch überaus erfolgreich war. Im Jahr 1939, dem zweiten Jahr, in dem diese Roadster an den Start gingen, gelang es der Auto Union, die Teamwertung für Werkseinsätze zu gewinnen.

Leider sind auch hier alle drei Originale verloren gegangen. Auch bei der Stromlinie aber ließ es Audi Tradition nicht dabei belassen und veranlasste im Jahr 2003 Nachbauten auf Originalfahrgestellen anzufertigen. Eines davon sehen Sie hier. 

Der Auto Union Typ D 

Als Antwort auf das neue, internationale Grand-Prix-Reglement für die Saison 1938, das Motoren mit maximal 4,5 Litern ohne und 3,0 Litern mit Kompressor-Aufladung vorschrieb, konstruierten die Auto Union-Ingenieure unter der Leitung von Robert Eberan-Eberhorst den hier zu sehenden 12-Zylinder-Rennwagen Auto Union Typ D.

Die technische Grundkonzeption des Wagens - Mittelmotor, Drehstabfederung, aufgeladener Motor - folgte im Wesentlichen dem Vorbild seines Vorgängers Typ C, der mit vier Zylindern mehr über dreißig Weltrekorde aufstellte. Von einer „guten Basis“ zu sprechen, wäre also eine an Ketzerei grenzende Untertreibung. Entsprechend beeindrucken auch die technischen Daten, selbst nach heutigen Maßstäben: 485 PS bei 7.000 Touren aus 2.985 cc Hubraum, 850 kg schwer und bis zu 330 km/h schnell. Und auch das Fahrerlineup kann mit klingenden Namen wie etwa Tazio Nuvolari oder Hans Stuck glänzen.

Von sämtlichen Auto Union Rennwagen existieren nach heutigem Wissensstand bloß noch fünf. Drei davon befinden sich in Besitz der Audi AG, wobei der hier zu sehende und in Montlhéry ausgestellte Rennwagen ein authentischer Nachbau des Typ D in seiner letzten Entwicklungsstufe von 1939 ist. Charakteristisch für diese Variante ist der Roots-Doppelkompressor, für dessen Einbau ein zusätzlicher Luftkasten in die Motorhaube integriert werden musste. Ein Aufsatz, der vielleicht nicht unbedingt „elegant“ wirkt, der Gesamtwirkung des Wagens als einem der wohl prachtvollsten Rennwagen aller Zeiten aber keinen Abbruch tut.

Der Stargast am Steuer: Rinaldo „Dindo“ Capello

Als überaus versierter Stargast übernahm der ehemalige Audi Werksfahrer Rinaldo „Dindo“ Capello das Steuer des Wanderer Stromlinie Spezial Roadsters und scheuchte den Sportwagen ebenso behände wie artgerecht über die historische Strecke von Montlhéry. Obgleich seine aktive Zeit bereits 2012 zu Ende ging, ist der Italiener den vier Ringen nach wie vor eng verbunden. Nicht nur, weil er sich schon zu seiner aktiven Zeit mit einem eigenen Audi Handel in Italien ein zweites Standbein aufbaute, sondern vor allem auch weil die vier Ringe und er von Anfang bis Ende auch im Rennsport ein fix zusammengehörendes Gespann waren. „Ich liebe diese Marke, die mir in meiner Karriere so viel gegeben hat“, sagte er etwa in einem Interview anlässlich seines ersten Sieges in der „Königsklasse“ der American Le Mans-Serie im Jahr 2007. „Die großen Erfolge, die Audi im Motorsport hat, sind kein Zufall. Die Menschen, die bei Audi arbeiten, sind ganz Besondere. Sie haben mir von Anfang an das Gefühl gegeben, in eine große Familie zu kommen."

Und es war eine überaus erfolgreiche Familie. In seiner aktiven Zeit als Audi-Werksfahrer gewann Capello, der am 17. Juni 2024 seinen "60er" feiert, unter anderem die italienische Tourenwagen-Meisterschaft, siegte im Sport-Prototyp 5x bei den 12h-Rennen in Sebring, 4x beim "Petit Le Mans", 3x bei den 24 Stunden von Le Mans und wurde 2x Champion in der American Le Mans-Serie (ALMS).

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